Glutaraldehyd wird in einer Reihe von Ländern im breiten Umfang weiterhin zur Schlussdesinfektion von thermolabilen Endoskopen eingesetzt.
Seit langem ist in der Literatur beschrieben, dass dieser Wirkstoff durch Quervernetzung mit Proteinen unter Bildung großer polymer Moleküle reagiert [u.a. Block SS (ed.) Disinfection, Sterilization and Preservation. 5th ed., Philadelphia: Lippincott, Williams & Wilkins, 2001]. Andererseits ist Glutaraldehyd eine polare Substanz, welches sich in nichttoxischen Mengen auf Oberflächen von Endoskopen noch der Schlussdesinfektion ablagern kann. Diese adsorbierten Mengen können dann beim nächsten Einsatz des Endoskops am Patienten mit körpereigenen Proteinen reagieren.
Die hierdurch entstehenden Ablagerungen sind leicht an der Verfärbung der Markierungsringe am Einführungsteil der Endoskope zu identifizieren. Diese Verfärbungen treten bis zu dem Abschnitt auf, wie das Endoskop in den Patienten eingeführt wird. Über derartige Ablagerungen in Kanälen von Endoskopen ist ebenfalls in älteren Publikationen berichtet worden.
Bildquelle: Olympus Europa SE & Co. KG
Von entscheidender Bedeutung für die Verhinderung des Entstehens derartiger Glutaraldehyd-Protein-Ablagerungen sowohl bei manuellen als auch bei maschinellen Aufbereitungsverfahren für flexible Endoskope ist die Effektivität des Spülprozesses nach der Schlussdesinfektion.
Oxidierende Substanzen, wie Peressigsäure, können die Struktur diese Ablagerungen angreifen und diese entfernen. So ist beim Wechsel des Desinfektionsmittels für die Schlussdesinfektion von einem Wirkstoff auf der Basis von Glutaraldehyd auf ein Produkt auf der Basis von Peressigsäure zu beobachten, dass nach mehrmaliger Anwendung die sichtbaren Ablagerungen entfernt und die Markierungsringe aufgehellt sind. Darüber hinaus ist zu beachten, dass es bei einem derartigen Wechsel zu einer Schwergängigkeit des Bürstens der Kanäle kommen kann. Dies wir mit der Entfernung potenziell vorhandener Beläge, beispielsweise im Instrumentier-Kanal, interpretiert, welche nach einigen Aufbereitungszyklen abgeschlossen ist.
Fazit:
Beim Einsatz von Glutaraldehyd zur Schlussdesinfektion thermolabiler Endoskope ist auf Hinweise bezüglich auftretender Ablagerungen, wie Verfärbung der Markierungsringe, zu achten. In diesem Falle sollte die Wirksamkeit des Prozesses der Schlussspülung nach dem Desinfektionsschritt überprüft werden.
Beim Wechsel von Glutaraldehyd auf Peressigsäure als Wirkstoff für die Schlussdesinfektion werden Glutaraldehyd-Protein-Komplexe im Verlauf von einigen Aufbereitungszyklen zerstört und die Ablagerungen an den inneren und äußeren Oberflächen der Endoskope entfernt. Markierungsringe werden aufgehellt und es kann zu einer temporären Schwergängigkeit des Bürstens der Endoskop-Kanäle kommen.
Über den Autor
PD Dr. Holger Biering studierte Chemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg an der er auch promovierte und habilitierte. Bis zum Jahr 2010 arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen in der Forschung und Entwicklung der Firma Ecolab. Seit diesem Zeitpunkt ist er als Berater für die Reinigung und Desinfektion von Medizinprodukten für Firmen und Anwender im Gesundheitswesen tätig. Er ist Mitglied verschiedener nationaler Richtlinien- und Standardisierungs-Arbeitsgruppen in Deutschland und den USA sowie internationaler Arbeitskreise im Rahmen von CEN(Europa) und ISO (weltweit).
Comments